Dass man das, was man in Arbeitszeugnissen mitunter lesen kann, anders interpretieren muss, als es den Anschein hat, das weiß inzwischen fast jeder. Steht dort „Frau Mustermann hat sich stets bemüht, die ihr gestellten Aufgaben zu erfüllen.“, ist das alles andere als ein Lob. Liest man zwischen den Zeilen, steht in diesem Zeugnis, dass die Arbeitnehmerin zwar versucht hat, ihre Aufgaben zu erledigen – aber leider erfolglos. Würde man dafür eine Note vergeben, wäre es eine glatte 6.

Wie ist das im persönlichen Bewerbungsgespräch? Was könnte hinter bestimmten Fragen stehen? Wie viel Interpretationsspielraum gibt es?

Stellen Sie sich einmal vor, Sie treffen das erste Mal auf den Personalchef, um sich vorzustellen.
Er begrüßt Sie: „Hallo Herr Mustermann! Schön, dass Sie gekommen sind! Haben Sie gut zu uns gefunden?
Das kann eine nett gemeinte Frage sein, einfach nur eine Floskel oder auch der erste Test, um Ihnen als Bewerber auf den Zahn zu fühlen.
Ein von Ihnen flüchtig dahin geworfenes „Ja“ spricht nicht gerade für Ihre Kommunikationsfähigkeit und Ihr Ausdrucksvermögen. Besonders höflich ist das nebenbei bemerkt auch nicht!
Fangen Sie dagegen an, zu jammern, wie aufwendig die Anreise gewesen ist und wie anstrengend Ihr Tag bisher für Sie war, ist das kein Zeichen für Ihre Belastbarkeit.
Auch flapsige Bemerkungen wie „Wäre ich sonst hier?“ haben an dieser Stelle nichts zu suchen.

Solche und ähnliche Fragen sind der Einstieg in ein Gespräch und verschaffen (für beide Seiten) einen ersten Eindruck. Schon hier wird oft entschieden, wie sympathisch man den anderen findet.

Wechseln Sie gedanklich einmal die Rollen. Was würden Sie als Personalchef von einem Bewerber erwarten? Jemanden, der schon bei einer unverfänglichen Frage wie dieser den Blick auf den Boden senkt, die Arme verschränkt und irgendeine Antwort nuschelt? Sicher nicht!

Was ist von Ihnen als Bewerber/in zu beachten? Bleiben Sie möglichst entspannt und freundlich. Extrem wichtig ist in solch einem Moment ein Lächeln und Augenkontakt. Auch die Körpersprache sollte passen.

Welche Antwort wäre nun auf unsere obige Beispielfrage passend? Optimal wäre es, wenn Sie den Namen Ihres Gesprächspartners wissen und antworten können:
Ja vielen Dank Herr XY, ich hatte keine Probleme, den Weg zu finden!“ oder
Vielen Dank! Durch die Anfahrtbeschreibung auf Ihrer Homepage habe ich mich gut orientieren können!
Solche und ähnliche scheinbar belanglose Fragen ermöglichen einen entspannten Einstieg ins Jobinterview.

Unser Tipp:

Bereiten Sie sich auf derartigen Small Talk zum Einstieg ins Bewerbungsgespräch vor! Üben Sie ruhig vor dem Spiegel, um Ihre Ausstrahlung selbst
wahrzunehmen oder testen Sie im Rollenspiel mit anderen, was auf Sie zukommen kann und wie Sie selbst reagieren!